Die Idee:
Mal eben den Mitsängern vom Wohnzimmerchor einen neuen Lied-Vorschlag vorspielen. Nichts leichter als das.
Nur können die typischen 20,- Euro PC-Tischlautsprecher nicht wirklich ein ordentliches Klangbild erzeugen. Von zwölf Personen kriegt da gerade mal die Hälfte überhaupt was mit.
Das hat mich einige Male geärgert.
Es muss doch was besseres geben! Dazu fiel mir wieder ein, dass Freunde in jungen Jahren Boxen selbst gebaut haben. Es gab fertige Sätze aus Lautsprechern, Frequenzweichen, Kabeln und Kleinteilen bei Elektronik- und Bauteileversendern. Man musste nur noch die Kiste drumherum bauen.
Das Ergebnis waren unserer Meinung nach hochwertige Boxen für kleines Geld. Stimmte zwar nicht ganz, aber wir waren zufrieden.
Nach kurzer Suche im Netz wurde mir klar, dass sich die Möglichkeiten Boxen selbst zu bauen deutlich weiterentwickelt haben. Für mich als leidenschaftlichen Bastler perfekt.
Qual der Wahl:
Es werden viele Bauprojekte mit genauen Anleitungen und Bauplänen angeboten. Ich wollte nicht zu viel Investieren und fand trotzdem schnell ein paar passende Bausätze.
Die Entscheidung fiel auf einen Entwurf von Udo Wohlgemuth. Die Beschreibung, wie die Idee zu dem Projekt RS 100 PC entstand, entsprach genau meiner Motivation zum Selbstbau. Zudem gab es die Bauteile für kleines Geld in Kombination mit einem feinen Digitalverstärker.
Ich war überzeugt und hab mir den Bausatz bestellt.
Pause!
Zuerst musste das Schränkchen fürs Bad fertig werden. Und das war gut so.
Die Planung
Die Originale wurden aus 12mm starker MDF Platte gebaut und hinterher furniert. Für mein erstes Projekt wollte ich mich eigentlich ziemlich genau an die Vorschläge halten. Leider konnte ich kein Furnier in irgendwelchen Baumärkten auftreiben. Vor der weiteren Suche im Holzfachhandel entschied ich mich für Multiplex Sperrholzplatte in gleicher Stärke. Damit hab ich schon etwas Erfahrung.
Zuschneiden wollte ich selbst. Obwohl in allen Berichten der Zuschnitt im Baumarkt empfohlen wird. Ich hab das Glück, dass mir eine sehr gute Kreissäge zur Verfügung steht, mit der das möglich sein sollte. Und ich wollte viel selber machen.
Jetzt wurde ich aber doch mutig: Die Säge kann gekippt werden, man kann also Gärung schneiden. So zeigen die Kanten hinterher nicht die Schichten der Multiplex Platte.
Also hab ich die Maße umgerechnet und es konnte los gehen.
Zuschnitt:
Für die ersten Schnitte hab ich die Böden und Rückseiten mit geraden Kanten gewählt. Ich hab sehr sorgfältig die Anschläge eingestellt und x-mal die Winkel und die Maße überprüft. Später ging das alles etwas lockerer.
Die anderen Teile kamen dann auch dran, zunächst mit rechtwinkligen Kanten. Beim schrägen Schnitt hab ich mich in mehreren kleinen Schritten an die Kante „heran“ gesägt. Es sollte ja nur schräg und nicht kleiner werden. Das klappte auch super und so bin ich voll in die selbst gestellte Falle getappt.
Eine Schräge zu viel am Seitenteil wo eigentlich ein rechtwinkliger Stoß sein sollte. Nach den ersten Flüchen kurz überlegt und die Pläne so angepasst, dass es auch mit dem verbliebenen Holz und den bereits geschnittenen Stücken klappt.
Typischer Anfängerfehler. Macht aber nix ich kann damit wunderbar leben und beim nächsten mal klappts bestimmt besser.
Der Zusammenbau.
Leim drauf und los. Zunächst wieder die rechtwinkligen Teile. Dann stellte ich jedoch schnell fest, dass die Gärungen zwar recht gut zusammen passen. Aber nur wenn alle Teile an ihrer richtigen Position sind. Also hab ich das komplette Ding verleimt und mit Spannbändern fixiert.
Die einzelnen Elemente bewegten sich hin und her. Überall quoll Leim aus den Fugen und ich war mir gar nicht mehr sicher ob das Ergebnis überhaupt zu gebrauchen war. Ich war so unsicher, dass ich mich nicht getraut hab ein Foto zu machen.
Der viele Leim auf den Außenflächen beunruhigte mich zusätzlich, da ich die Dinger hinterher beizen wollte. Aus Erfahrung hatte ich bereits gelernt, dass solche Leimreste sehr sorgfältig weggeschliffen werden müssen. Sonst kann die Beize das Holz dort nicht färben.
Es hat aber alles funktioniert. Vorsichtig hab ich angefangen die fertigen Kisten zu schleifen und nach und nach verschwanden die Flecken vom Leim ohne dass ich durch die erste Schicht der Sperrholzplatte durch war. Auch die Kanten wurden verhältnismäßig scharf und sauber. Ein zufriedenes lächeln kehrte in mein Gesicht zurück.
Bis dahin hatten die Kästen auch nur eine Öffnung, nämlich die vom Bassreflexkanal. Wenn ich mit der flachen Hand da drauf geklopft habe klang es schon irgendwie nach Trommel, was ich als gutes Zeichen für die Luftdichtigkeit gewertet hab.
Die Löcher.
Wo Schall herauskommen soll muss zu erst ein Loch rein.
Wieder hab ich mit den scheinbar ungefährlicheren Elementen begonnen. Die Öffnungen für die Anschlussterminals auf den Rückseiten. Oberfräse und Fräszikel funktionierten wie ich mir dass vorgestellt hatte und so waren nach einiger Zeit alle Löcher drin. Auch der Absatz für das bündige Einsetzen der Lautsprecherchassis ging gut.
Schön machen.
Die weitere Behandlung kannte ich schon. Beizen und anschließend lackieren.
Als Farbton war „Nuss“ meine Wahl. Und die Oberfläche wollte ich glänzend haben. Ein Kunstharz Klarlack mit dem Pinsel aufgetragen genügte meinen Ansprüchen.
Die Weiche.
Auch die wirklich einfache Frequenzweiche sollte ordentlich gemacht sein. Also hab ich mir je ein kleines Brettchen zurecht geschnitten und die Bauteile drauf befestigt. Die Anschlussdrähte ragten durch löcher auf die Rückseite. Dort sind sie jetzt mit einem Stück Kupferdraht verlötet. Ich weiß, so eine „Platine“ ist völlig unnötig bei so einer einfachen Verdrahtung. Aber wie gesagt, es sollte ordentlich sein.
Fertig machen.
Der Bausatz enthielt auch Lautsprecherkabel. Leider zeigte sich mein Lötkolben etwas altersschwach. Nach dem reinigen der Spitze ging es dann aber doch wieder gut und ich lernte schnell den Nachteil meiner „ordentlichen“ Frequenzweiche kennen. Das Teil war zu groß für die Öffnung des Anschlussterminals. So durfte ich nochmal ablöten. Die Kabel durch die Box ziehen und wieder anlöten. Noch so ein Anfängerfehler.
Die Anschlusssterminals waren eigenlich nur zum einpressen vorgesehen. Ich hab noch Löcher für Senkkopfschrauben angebracht. Es muss ja hinterher Luftdicht sein.
Dämmwolle rein und alles verschrauben.
Unter die Kisten kam noch je ein Stück einer 3mm starken Dämmschaummatte die ich noch vom Verlegen eines Dielenbodens übrig hatte.
Test, test….
Fertig waren die Boxen jetzt. Größer als Standard PC-Boxen waren sie auch. Aber das soll ja so sein, für den Klang.
Die erste Hörprobe musste gleich in der Werkstatt sein. Den kleinen Verstärker angeschlossen und den alten tragbaren CD-Player reaktiviert.
Für den Anfang lieber etwas ruhigeres „The road to Escondido“ von JJ Cale und Eric Clapton. Die höre ich gerne und häufig beim Autofahren. Die Songs haben etwas entspannendes.
Eigentlich hab ich noch nie gute Boxen besessen, ich hatte gar keine Vorstellung was da kommt. Mir war klar, dass diese Boxen erst die unterste Stufe der Möglichkeiten darstellen.
Vielleicht war ich deshalb so platt. Ich konnte zufrieden grinsen.
Auch die Zweite CD „11richtige“ von Olli Dittrich kam saugut. Ich liebe diese plärrenden Posaunen.
Für meine ungeübten Ohren war das ein unglaublicher Klang, der da aus diesen kleinen Kisten kam.
Perfekte Computerlautsprecher weil sie noch nicht zu groß für den Schreibtisch sind aber dafür unglaublich voll klingen.
Ich möchte gerne noch weitere Projekte nachbauen.
So macht Musik hören viel mehr Spaß. Und ich kann den Freunden vom Chor endlich ordentlich was vorspielen.
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